Presseaussendung

Ein Zugang zur Lehre der Mormonen

Ein Großteil der Missverständnisse, die die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betreffen, rankt sich um ihre Lehre. Die Medien zeigen verstärkt Interesse daran, was die Kirche von anderen Glaubensgemeinschaften unterscheidet. Gerne stellen Journalisten die verschiedenen Glaubensansichten einander gegenüber. Die Kirche ist aller Wissbegier gegenüber aufgeschlossen, aber wenn man die Lehre der Mormonen verstehen will, stellt sich weniger die Frage, ob und wie man an die vorhandene Fülle an Informationen herankommt, sondern wie man sich diese Informationen erschließt und sie auswertet. Um die Grundzüge einer jeden Religion zu verstehen, muss man in großen Zusammenhängen denken (siehe hier und hier) und sich gründlich mit ihnen auseinandersetzen. Für einen Journalisten, der jeden Tag seine Termine einhalten muss, ist das oft schwierig. Da die Kirche in aller Welt immer weiter wächst und größere Aufmerksamkeit in den Medien genießt, sind zum besseren Verständnis vielleicht ein paar einfache Anhaltspunkte hilfreich:

  • Nicht jede Aussage eines führenden Repräsentanten der Kirche, ob aus der Vergangenheit oder der Gegenwart, ist notwendigerweise gleich Lehre. Eine einzelne Aussage, die ein einzelner Führer der Kirche bei einer einzelnen Gelegenheit macht, stellt oft nur seine persönliche, wenn auch wohl durchdachte Meinung dar und ist nicht als für die gesamte Kirche verbindlich anzusehen. Von Gott inspiriert, beraten die Erste Präsidentschaft (der Prophet mit seinen beiden Ratgebern) und das Kollegium der Zwölf Apostel (die zweithöchste Verwaltungsinstanz der Kirche) gemeinsam darüber, was in den offiziellen Veröffentlichungen der Kirche einheitlich als Lehre verbreitet wird. Diese Lehre beruht auf den vier „Standardwerken“ heiliger Schrift (der Bibel, dem Buch Mormon, dem Buch Lehre und Bündnisse und der Köstlichen Perle), amtlichen Erklärungen und Proklamationen sowie den Glaubensartikeln. Oft werden Einzelaussagen aus dem Zusammenhang gerissen, wodurch ihr ursprünglicher Sinn verzerrt wird.
  • Manche Teile der Lehre sind wichtiger als andere; man könnte sie als „grundlegende Lehren“ bezeichnen. Beispielsweise ist der genaue Ort, wo sich der Garten von Eden befand, weit weniger wichtig als die Lehre von Jesus Christus und seinem Sühnopfer. Oft machen Kommentatoren, die sich an die Öffentlichkeit wenden, den Fehler, dass sie eine für die Ziele der Kirche nebensächliche Lehre herausgreifen und in den Mittelpunkt stellen. Dies kommt besonders dann vor, wenn eine Reportage oder Recherche sich ausschließlich darauf stützt, wie andere Christen die Lehre der Kirche Jesu Christi auslegen.
  • Da jedes Zeitalter seine eigenen Sorgen und Nöte hat, empfangen die Propheten der Gegenwart Offenbarung für die Probleme der heutigen Zeit. Sie folgen damit einem Muster aus der Bibel (siehe Amos 3:7), wonach Gott seinem Bundesvolk durch Propheten Botschaften und Warnungen zukommen ließ, um dessen Wohlergehen zu sichern. In der heutigen Zeit hat Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) wiederholt darauf hingewiesen, welche Bedeutung die Familie in einer Gesellschaft hat, deren Zusammenhalt immer weiter bröckelt. Es ist auch nie auszuschließen, dass die Lehre und die Art, wie der Glaube ausgeübt wird, eines Tages ergänzt oder geändert wird. Dieser lebendige, dynamische Aspekt verleiht der Kirche Flexibilität, um sich solchen Problemen zu stellen. In den Glaubensartikeln heißt es: „Wir glauben alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; und wir glauben, dass er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, was das Reich Gottes betrifft.“
  • Für die Heiligen der Letzten Tage ist es sehr wichtig, dass ihr Glaube sich im täglichen Leben niederschlägt. Beispielsweise zeigt sich die Sorge um ihre Mitmenschen darin, dass die Mitglieder der Kirche sich aktiv am gesellschaftlichen Leben und an humanitären Projekten in aller Welt beteiligen. Wie sagte Jesus Christus? „An ihren Früchten … werdet ihr sie erkennen.“
  • Jedes einzelne Mitglied ist angehalten, sich selbständig um eine eigene geistige Bestätigung zu bemühen, dass die Lehre der Kirche wahr ist. Die Kirche fordert darüber hinaus alle Menschen auf, sich dem Evangelium nicht nur intellektuell zu nähern, sondern intellektuell und geistig – Verstand und Glaube müssen zusammenwirken.
  • Wer über die Lehre der Kirche Jesu Christi schreibt oder sie kommentiert, sollte sich auch bewusst sein, dass bestimmte Begriffe im Wortschatz der Mormonen eine geringfügig andere Bedeutung oder einen anderen Beiklang haben als in anderen Religionen. Beispielsweise fassen die Heiligen der Letzten Tage die geistige Wiedergeburt als einen Vorgang der Bekehrung auf, während viele andere christliche Glaubensgemeinschaften darin oftmals eine Bekehrung sehen, die sich in einem entscheidenden Augenblick ereignet. Manchmal entpuppt sich eine vermeintliche Meinungsverschiedenheit in der Lehre schlicht als unterschiedliche Auslegung der Begriffe.






Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.